Steigerwald

Steigerwald – wir kommen !

Auf einem grasbewachsenen Hügel ist in der Ferne ein Campervan zu sehen. Der Himmel ist blau mit weißen Wolken durchwirkt, die wie Wattebällchen ausschauen

Reisebericht 17.10.2021

Am Samstag haben wir noch fleißig gearbeitet, denn für unsere Firma, Die Genießermanufactur, haben wir Material drehen lassen, um daraus einen Imagefilm schneiden lassen zu können.
Es ist etwas später geworden, weshalb der Aufbruch um 16.30 Uhr etwas hastig war. Schließlich wollten wir noch vor der Dunkelheit ankommen. Also, Steigerwald, wir kommen, war die Devise.

Übersicht
Mit Luxuskörper max. 3,5 Tonnen
Angekommen
Wo bleibt das Lob für den Fahrer
Hippo positionieren
Raketenstart
4.30 Uhr unfreiwilliges Erwachen
Endlich schlafen
Camperdinner kochen lassen
Schöner Abschluss

Weit war es nicht, jedoch wussten wir noch nicht, wo wir unseren Stellplatz für unser Rollhäusle „Hippo“ bekommen.

Glücklicherweise hatten wir schon vorher begonnen (s. Das erste Mal in der Rhön) unser Rollhäusle zu bestücken. Immerhin ist es ein zweiter Haushalt, der zusammengestellt werden will. Auch wenn es nur 13,5 m² sind, es soll doch alles vorhanden sein, um Frühstück, Mittag- und Abendessen zubereiten zu können.

Schlafen, Wohnen, alles rund ums Bad, ein bisschen Werkzeug, ein bisschen hiervon und davon.

Aber bitte nicht zu viel!
Schließlich dürfen wir inklusive unserer Luxuskörper maximal 3,5 Tonnen auf die Waage bringen.

Und für uns ist das AAAAAllerwichtigste, dass wir etwas Gutes zum Futtern dabei haben. Sicherheitshalber räumen wir da schon mal den ganzen Kühlschrank von Küche Wohnung nach Küche Campervan.

Eine Unterhose zum Wechseln sollte nicht fehlen, aber mehr benötigen wir für einen Kurztrip nicht wirklich.

Die Richtung war ins Navi eingegeben, der Zündschlüssel im Schloss gedreht, der Gang eingelegt, die Handbremse gelöst – wie, ihr wisst, wie Autofahren geht? O.k.

Bewusst haben wir uns den Steigerwald ausgesucht, denn dort gibt es noch Ecken, wo man noch Ruhe vor dem Massentourismus hat.

Thomas hatte einen Impuls, bei einem Bio-Hof in der Region Rauhenebrach anzufragen, ob sie nicht einen ruhigen Stellplatz in der Pampa für uns hätten.

Nach dem Austausch einiger Freundlichkeiten, die zum Abtasten dienten, sah man einige Gemeinsamkeiten und die zukünftige Gastgeberin wollte es unterstützen, dass wir armen, müden, ruhebedürftigen und selbständigen Ökos =;O) unsere Erfahrungen mit dem Rollhäusle machen können.

Angekommen am Bauernhof begrüßten uns zwei Hunde, die klarmachten, wessen Revier es hier ist. Wo wir stehen sollen, war uns ein Rätsel, denn ringsum war alles bebaut und von wegen Ruhe. Die Maschinen, die die Kuhbusenmasseurinnen ersetzten und die den Kühen die Milch heraus zuzelten liefen mit einem ohrenbetäubenden Lärm und die Kühlaggregate taten ihr Übriges dazu.

Ruhe, Stellplatz – großes Fragezeichen.

Der Kuhdompteur, den wir im Stall fanden, signalisierte uns, dass seine Angetraute im unteren Teil des Anwesens sei. Wir wollten gerade nach unten gehen, als uns eine freundliche Bäuerin mit frecher Frisur entgegenkam.

Wir müssten aber noch ein paar Meter fahren, signalisierte sie uns, wir sollen ihr nur folgen.

Sie stieg in ihr Allradfahrzeug und fuhr zum Ortsausgang und weit darüber hinaus.

Wir waren nun sehr gespannt, wohin sie uns führte.

In einer Serpentine ging es einen Berg hoch und kurz vor dem Wald bog sie auf einen unbefestigten Feldweg auf eine Wiese ab.
Wenige Meter weiter bot ein Gatter Einhalt, ganz wie man es von den Almwiesen kennt.

Weiter ging es bergauf auf einem tief ausgefahrenen Feldweg und ich hätte nicht geglaubt, dass unser Hippo bis nach oben kraxeln kann, ohne sich das Bäuchlein zu schrammen. Aber er hat es auch ohne Allradantrieb prima gemeistert, trotz eines erstaunlichen Gewichts von über 3 Tonnen.

Wo bleibt bitte jetzt das Lob für den Fahrer?

Neben einem Schafstall sind wir am höchsten Punkt der Wiese angekommen und durften uns auf der weiten Grasfläche ein freies Plätzchen aussuchen.

Aus neugierigen Augen wurden wir von den Tieren, die ihren Wintermantel bereits an hatten, aus der Nachbarschaft angesehen. Ansonsten begrüßten sie uns mit einem sonoren „Mööh“, oder „Mäh“, das manchmal wie ein tiefer Rülpser klang, genüsslich auf ihrem vorverdauten und hochgeholten Abendessen herumkauend.

Ist schon praktisch, das Wiederkäuen, aber nix für uns. Da bliebe der Genuss gänzlich auf der Strecke, wenn man sich erst alles reinhaut, um es anschließend gemütlich vom Zwischenlager wieder zwischen die Zähne zu transportiert um es final durchzukauen.

Oh, dachten wir, da sind ein paar weitere Camper, aber von der Sorte „ganz hart“. Um einer Feuerschale hatten sich zwei Familien geschart, die sich von der Wärme des Feuers    die Kälte aus den Händen treiben ließen.

Mit zwei Allradfahrzeugen, die mindestens für eine Wüstenrally taugten, standen sie am Waldrand und man sah ihnen im Freien an, dass ihnen die Kälte einige unkontrollierte rhythmische Bewegungen entlockte.

Das sind halt noch unverweichlichte Kerle und Frauen, die nicht im Camper bei angenehmen 21° C sitzen müssen.

Nun, nachdem wir unseren Hippo grob positioniert hatten, mussten wir ihn noch ausrichten, damit uns die Suppe nicht aus den Tellern läuft, wenn wir denn eine hätten. Das Auffahren auf die Keile war kein Problem, auch wenn man beim Herumgehen um Hippo ab und an auf etwas Weiches trat. Ist halt mal so, wenn die Tierchen vorher auf der Wiese ihren Hunger gestillt und gleichzeitig in ihrem Inneren wieder Platz geschaffen hatten.

Zwischenzeitlich wurde es schon dunkel, der Magen knurrte.

Es kam zu einer weiteren Premiere, zum ersten Anfeuern unserer Rakete. Damit ist jetzt nicht die verbale Animation zum Start einer Rakete gemeint, sondern das Entzünden entsprechenden Brennmaterials im Inneren des Kochgerätes.

Zum Raketenofen gibt es einen eigenen Bericht, weshalb ich mir die Ausführung spare.

Ich muss gestehen, es war saukalt da draußen, aber das Flair, das Dunkelwerden mit kitschigem Abendrot, die Weite, die Natur, der Feuerschein, das ist schon ein besonderes Gefühl.

Wir ließen es uns nicht nehmen, die Schiebetüre lange offen zu halten, während Sabine im Inneren die weiteren Vorbereitungen fürs Abendessen, einer Art Döner, traf.

Draußen hatte ich so weit alles arrangiert und meine Liebste kredenzte mir zur Belohnung ein frisch flaschengezapftes Bierchen.

Die Grillplatte war aufgelegt, auf der wir eine marinierte Hähnchenbrust grillten. Klar, dass wir die mit einer Würzkombi aus unserer eigenen Manufactur veredelten, dem Grill-Duo. Das ist nicht anderes als die Hähnchenwürzpaste, aufgepimpt mit der Gewürz-Chilipaste.

Nachdem das Fleisch gar war, durften noch die zu füllenden Dinkelfladen Platz auf der heißen Platte nehmen, damit sie schön knuschbrich, knubsrig, knurbsig, also dass sie eben schön knusprig werden.

Mit Senf, Mayo und Kedatsch wurde ein Sößchen gerührt, frischer Salat, Gürkchen, Tomaten und Avocado standen ebenfalls bereit.

Da macht es gleich noch mehr Spaß, wenn alles Hand in Hand geht.

Aber so sind wir halt mal, gemeinsam sind wir stark!

Zum Dinieren schlossen wir die Türe und bemühten unsere Gasheizung etwas Wärme zu produzieren. Da brummt sie immer etwas, aber sie meint es nicht böse und hilft bereitwillig ihre Wärme zu spenden.

Nach dem allgemeinen Prozedere des Aufräumens, Abspülens und der Körperpflege begaben wir uns geschafft vom anstrengenden und ereignisreichen Tages zum Matratzenhorchdienst.
Diesmal ließen wir die Heizung auf einem Minimum von 12° C laufen, was sich als sehr angenehm herausstellte. Sie hat auch nur ganz wenig gebrummt.

Ich erwache als Erstes. Ist es schon so früh, dass man draußen schon Gedöns macht?, dachte ich.

Sind die Nachbarn schon beim Frühstück und müssen sich mit entsprechender akustischer Unterstützung warm tanzen?

Weit gefehlt.

Es war ca. 4.30 Uhr und noch stockfinster, als ein deutlich wahrnehmbares „Uz-Uz-Uz“, Bumm-Bumm-Bumm… durch die Luft vibrierte. Begleitet von unverständlichen Stimmäußerungen beschallte irgendein Idiot, bzw. eine Idiotin die nähere Umgebung und den angrenzenden Wald.

Nun bekam auch Sabine mit, dass ich und es draußen etwas unruhiger war.

Mit unserer starken Lampe versuchte ich schlaftrunken einen mögliche Lärmquelle auszumachen, aber vergeblich.

Vielleicht hat der Suchstrahl dazu geführt, dass jemand bemerkte, dass sie nicht alleine in der Pampa waren?

Glücklicherweise war nach vier oder fünf dieser Lieder, will man sie als solche bezeichnen, wieder Ruhe. Aber Adrenalin verfliegt nicht so schnell.

Trotzdem, wieder in die Kiste und versuchen zu schlafen.
Aber es blieb ein heller Schein, der nicht erlosch.
Verdammte Kiste, was ist denn jetzt wieder?

Es war die Beleuchtung in der Stufe beim Eingang, die nicht zu bewegen war uns Dunkelheit zum Schlafen zu gewähren.

Schiebetüre auf – Schiebetüre zu.
Nix!

Zündung an – Zündung aus.
Nix!

Adrenalin steigt.

Automatische Verriegelung aus – automatische Verriegelung wieder an.

Noch immer nichts!

Bedienungsanleitung unter erschwerten Umständen herausgeholt.

Durchschauen der Bedienungsanleitung mit dem Ergebnis, dass genau zu dieser Beleuchtung nichts steht. Weder bei der Beschreibung des Basisfahrzeugs, noch bei der Info zum Ausbau.

Schnauze voll, wir können nicht mehr.
Das nächste greifbare Teil musste nun als Verdunkelung herhalten.

Endlich schlafen.

Gerädert und nicht wirklich ausgeruht entschlossen wir trotzdem gen 9.00 Uhr aufzustehen. Nachdem wir das Ausweichbett (muss manchmal sein, wenn die Nasenscheidewand zu stark flattert) demontiert hatten, besahen wir uns das Leuchteteil.

Klitzekleine Ursache, große Wirkung.

Die eingebaute Leuchte kann in drei Rasterstellungen gebracht werden. Irgendwie musste die Stellung verändert worden sein, als ich zur Schiebetüre rauslugte.

Wie, keine Ahnung, aber sie stand nicht richtig eingerastet.

Einmal Klick – alles bestens.

Tja, wieder etwas dazugelernt, aber das macht das Camperleben ja so ereignisreich.

Eigentlich überlegten wir, noch eine Nacht zu bleiben, da die Nachbarcamper bereits in den frühen Morgenstunden ihren Platz verlassen hatten.

Aber zuhause drückt die bevorstehende Arbeit, weshalb wir beschlossen zurück zu fahren, aber nicht ohne einen ausführlichen Spaziergang im herbstlich gefärbten Wald.

Gegen Nachmittag machte ich Sabine den Vorschlag, dass wir uns bekochen lassen sollten, denn der Biohof in der Ortschaft liefert auch Fleisch in den Nachbarort, der noch eine Gastwirtschaft hat.
Einfach gut essen, gemütlich nach Hause cruisen und nur noch ins Bett fallen – so die Devise.

Eine Stunde vor Öffnung sollte man am besten reservieren, hieß es auf der einfachen Homepage. Da der Betrieb auch Slow Food angegliedert ist, so wie wir, war die Motivation gegeben, dort einzukehren.

Gelesen, getan.

Leider war schon alles ausgebucht, man könne sich höchstens noch irgendwo dazusetzen, wenn die entsprechenden Gäste nichts dagegen hätten, so die Auskunft.
Die Gaststube ist relativ klein und eng, Corona-Auflagen machen es nicht gemütlicher und so kam mir der Geistesblitz, dass wir uns mit dem Rollhäusle auf den vorhandenen Parkplatz der Gastwirtschaft stellen und das Essen dort verputzen.

Die Wirtin hatte keinen Einwand und so liefen wir kurz darauf, jeder mit zwei Tellern bestückt, von der Wirtschaft zu unserem mobilen Heim.

Noch eine Kerze auf den Tisch, einen kleinen Tischläufer und schon konnten wir in gemütlichem Ambiente ein gefülltes Bauerntäubchen und ein Rehschäufele genießen.

Ein sehr schöner Abschluss, fanden wir, zumal noch ein paar Fläschchen frisch gebrauten Bieres den Weg zu uns fanden.
Eine kleine, aber feine Brauerei ist der Wirtschaft angegliedert – oder umgekehrt.

Auf jeden Fall – sehr zu empfehlen, denn wir haben das Mahl sehr gut vertragen.

Genießer-on-Tour-Prädikat: Note gut, 2+ (es muss ja noch Luft nach oben bleiben).

Die Heimfahrt verlief ruhig und entspannt und bis auf das, dass wir vergessen haben die Heizung auszuschalten, die bis nächsten Morgen den ganzen Campervan warm hielt, war alles paletti.

Bis dann und happy camping.
Eure Freizeitnomaden und Genußjunkies

Sabine & Thomas


Autor von Steigerwald – wir kommen! : Thomas Luciow
Copyright 2021 Sabine Hennek & Thomas Luciow
Werbung, da Markennennung unserer eigenen Firma

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