Rumrollen

Sonnensee Februar 2022

Reisebericht Sonnensee Februar 2022

Ein Kurztrip mit unserem Leih-Hippo sollte es sein, aber meine Liebste wünschte sich einen Platz am Wasser, am besten am Meer.
Nun, Kurztrip und Meer lässt sich bei uns nicht ganz vereinen, also habe ich zuerst mal nach Wasser Ausschau gehalten. Die Suchmaschine Dr. G. hilft mit seiner interaktiven Landkarte, was die Suche betrifft. Und just bin ich fündig geworden, knapp 100 Kilometer von Würzburg entfernt: der Sonnensee.

Der Sonnensee bot sich an, alldieweil gleich daneben ein Campingplatz auszumachen war.

Wieder kam mir Dr. G zu Hilfe, weil ich die Adresse, Homepage, oder zumindest die Kontaktdaten benötigte. Am besten gleich mal nachfragen, dachte ich mir, obwohl ich gesehen hatte, dass der Platz nur in der Saison ab 1. April geöffnet hatte.
Also Mail geschrieben und prompt kam die positive Rückantwort, dass wir gerne kommen können.

Samstag ging es gegen Mittag los und wir dachten, zur Hinfahrt wäre die Autobahn die schnellere Wahl. Nix da, gleich ein paar Kilometer auf der Autobahn nahm uns ein kilometerlanger Stau in Empfang. Deuten wir es mal als Entschleunigungsauflage vom Schicksal.

Campingplatz Sonnensee

Die weitere Fahrt Richtung Flachslanden war eher unspektakulär. Wir nahmen eine Abfahrt früher, um die Landstraße zu genießen und das war eine gute Wahl.

Am Campingplatz angekommen empfing uns ein freundlicher Franke und deutete uns, wo wir unseren Stellplatz hatten.
Am Wasser, das hatte ich uns gewünscht und genau da konnten wir auf der Wiese stehen. Strom bekamen wir, denn mehr gab es ja nicht, weil ja der Platz offiziell geschlossen war.
Mit den Regeln nehmen sie es nicht so genau, deshalb geht es recht entspannt zu auf dem Platz, meinte er noch.

Viele Dauercamper wissen dieses Refugium und Flair zu schätzen. Mal stehen sie draußen, mal im angrenzenden Wald, mal ist der Vorgarten penibel gepflegt, mal nimmt man es nicht so genau.
Im wahrsten Sinne des Wortes, ist es ein bunt gemischter Haufen camperlustiger Individuen.

Der See scheint eher sauer zu sein, sprich gespeist von Moorwasser. Viel konnten wir nicht über den See erfahren, nur, dass man leider darin nicht angeln darf.
Ob das Baden erlaubt ist, sollte aber beim Oberhäuptling Thomas Heeg zu erfragen sein.

Unser Camper-Dinner am Sonnensee

Seit einiger Zeit sind wir Besitzer einer Rakete, so nennt man den Camperofen, den man mit fast allem beheizen kann, was brennbar ist. Bei eingefleischten Outdoor-Cookern nennt sich das Dingens fachgerecht Raketenofen, Raketenherd, oder Rocket Stove. Etwas mehr zu diesem Thema gibt es bei uns HIER.

Die Kochgelegenheit wurde ursprünglich für Länder konzipiert, für die kaum Heizmaterial vorhanden, oder dieses nicht erschwinglich ist. Man benötigt relativ wenig Brennmaterial, um unter dem Topf richtig Feuer zu machen. Mitverantwortlich ist der Kamineffekt, der für eine gute Ausnutzung des Brennstoffs sorgt.

Dazu, natürlich ganz stilgerecht, haben wir einen Dutch Oven, ein gusseisernes Kochungetüm mit (fast) Alleskönnereigenschaften. Sau schwer, aber kaum kaputtzukriegen, es sei denn, man lässt den Wundertopf verrosten.

One-Pot-Gerichte sind für den Camper-Tiegel prädestiniert und so sollte es einen Rindfleischtopf geben.
Das Rezept könnt ihr bald separat einsehen, es geht aber relativ einfach:
Rindfleisch-Gulasch kurz anbraten, Zwiebeln und etwas Knofi dazu.
Kümmel und Zimt geben die besondere Note.
Ablöschen mit Rotwein und Brühe, salzen, pfeffern.
Tja, und dann erstmal schmoren lassen.
So 1,5 Stunden dürfen es schon sein.
Dann dürfen gewürfelten Kartöffelchen dazu, ein kräftiger Klecks Mojo (kanarische Paprikasoße) und bei Bedarf ein Schluck Wasser.
Nach weiteren 20 Minuten ist das kräftige und Wärme spendende Camperdinner fertig.

Brumm, brumm, brumm, Bienchen summ herum?

Samstagnachmittag begann es in der Nähe zu brummen, also so, als wenn ein Auto in der Matsche steckt und verzweifelt versucht, herauszukommen.
Motor aufheulen lassen, wieder runter vom Gas, wieder Gas geben etc. etc. etc.
Den ganzen Samstagnachmittag ging das, bis zum Dunkelwerden.
Als wir am Abend müde auf unsere Matratzen fielen, wurde es von dieser Seite wieder ruhig, aber ein monotones Brummen blieb, begleitet von einem rhythmisch gehauchtem „Flapp-Flapp-Flap“.

Die Windkraftanlagen auf der anderen Seite des Sonnensees versuchte uns in den Schlaf zu begleiten, was ihnen aber nur bedingt gelang. Sabine bekam es auf der abgewandten Seite nicht so stark mit, aber an meinem Fenster konnte ich es nicht wirklich ignorieren.
Und weil mich das ein wenig stresste, begann ich zu grunzen. Also nicht wie ein Schweinchen, aber mein Gaumensegel hatte wohl die Resonanz der Windkraftanlage aufgenommen und wollte ihr Konkurrenz machen.
Nun trat Plan B in Kraft, will heißen, es muss das Zusatzbett raus aus dem Kofferraum. Schließlich möchte Sabine in Ruhe schlafen, was beim Sägelied nicht ohne weiteres möglich ist.

Es war ja erst 2.30 Uhr in der Nacht, weshalb sich diese kraftraubende Aktion trotzdem lohnte und uns mit einem ruhigeren Schlaf belohnte.

Übrigens haben wir uns auch deshalb für den Pössl Roadcruiser mit dem Raumbad entschieden, denn die Abtrennung in der Mitte und die Möglichkeit ein Zusatzbett (Kinderbett für den kleinen Thomas) in der Dinette einzurichten, bietet die Möglichkeit einer akustischen Deeskalation. Das ist dem Camperhausfrieden sehr zuträglich.

Die Nacht verlief indessen etwas entspannter und der Morgen begann ebenso.

Ganz gemütlich Frühstücken, sich in Ruhe seiner Körperpflege widmen und dann den sonnigen Tag genießen. So zumindest die Theorie.
Nur ab ca. 11.00 Uhr vernahmen wir wieder das bekannte Brumm-brumm-brumm, mal anschwellend, mal abschwellen, mal eine kurze Pause, mal eine längere, aber immer wieder und wieder. Stundenlang.

Eigentlich wollten wir noch die Sonne am See genießen, aber das Gebrumme hat uns die Ruhe am See doch verleidet. Wir entschlossen uns abzureisen und packten zusammen.

Aber erst mal hieß es herauskommen aus der Wiese, denn man mag nicht meinen, was ein paar Grad Steigung auf einer nassen Grasfläche für den 3,5-Tonner ausmachen. Besonders, wenn der Boden darunter gefroren ist und die Sonnenstrahlen ein paar Millimeter der Oberfläche angetaut haben.
Beim ersten Versuch rutschte das Rad durch und aus war’s nach wenigen Metern.

Wieder zurückgefahren, Traktionskontrolle eingeschaltet, sanft aufs Gas und los.
Aber selbst die T-Control hat nichts gebracht und da wird es einem schon mulmig.

Dritter Versuch mit richtig Anlauf und Speed. An der klitzekleinen Steigung drehten die Räder wieder durch, der Van schob einfach weiter, ohne die Richtung zu nehmen, die die Räder anzeigten. Erde hat gespritzt und bevor es auf die Hausmauer weiter zuging, fand unser Leih-Hippo doch noch etwas Grip, um den kleinen Absatz zu nehmen.
Ist schon erstaunlich, wie schnell so eine Hausmauer auf einen zukommen kann.

Tja, Hippos haben halt einen schweren Hintern.

Wir entschuldigten uns noch beim Platzchef vom Sonnensee, der aber zuckte nur gelassen mit den Schultern.

Und gehört, nein gehört hat er nichts.

Als wir den Campingplatz Sonnensee verließen, führte uns der Weg durch den Nachbarort, der nur wenig hundert Meter davon entfernt war. Kurz um die Ecke gebogen flitzten uns zwei Knirpse auf einem Quad auf einem parallel gelegenen Grundstück entgegen.

Da wir uns orientieren mussten, blieben wir am Straßenrand stehen und bekamen die Bestätigung, dass die zwei Nachwuchs-Racer einen Heidenspaß hatten. Mit genanntem Quad – und das war nicht so ein Spielzeugteil – auf dem einen Grundstück ihre Runden zu drehen, aber auch über die Hauptstraße zu düsen, um auf dem gegenüber liegenden Gelände weiter den Trail zu befahren.
Privatgrundstück, da geht das auch ohne Führerschein und mit ca. 10 bis maximal 12 Jahren ist das Alter auch kein Problem.

Und wir sprechen von einem mit Verbrennungsmotor betriebenem Quad mit Fahrer und Sozius.
Somit war die Ursache für das Gebrumme Nummer zwei gefunden.

Mehr zum Campingplatz am Sonnensee erfahrt ihr HIER.

Vom Sonnensee zum Petersberg

Auf dem Rückweg vom Sonnensee haben wir ganz beiläufig ein Problemchen gelöst, denn die Navi-Schnecke wollte und wollte einfach nicht mit uns reden.
Stumm zeigte sie uns den Weg, führte uns auch gerne in die Irre, aber reden, nein reden wollte sie nicht mit uns.

Beim Fahren spiele ich am Lenkrad mit diversen Knöpfchen, parallel dazu fummelte Sabine am Touchscreen herum und urplötzlich tauchte ein Lautsprechersymbol mit Kreuzchen auf. Nochmal darauf getippt und das Lautsprechersymbol bekam ein Ausrufezeichen, nochmal darauf getippt und siehe da, Kreuzchen weg, Ausrufezeichen weg und bei der nächsten Kreuzung begann Navilinchen mit uns zu sprechen.

Und wisst Ihr, was das Coolste war?

Navilinchen lispelt.

Ja, sie lispelt.

Ganz besonders, wenn sie zum Schluss irgendwas mit „s“ hat.

Auf halben Wege wollten wir eine Kaffeepause einlegen und erspähten ein Schild, das den Erlebnispfad Petersberg bei Marktbergel auswies.
Parkgelegenheiten waren nur spärlich vorhanden, und die waren auch schon mehr als belegt.
So ließ ich, Thomas, meine Pfadkinderspürnase ihren Dienst machen und wir umrundeten den Hügel.
Ein Feldweg ohne Sperrhinweis lud uns zum Verweilen und anschließenden Besteigung des genannten Berges ein.
Ein paar Meter Höhenunterschied mussten bewältigt werden, was uns nach dem Kaffee- und Kuchen-Doping erstaunlich gut gelang.
Oben angekommen hat man eine schöne Rundumsicht und kann sich auf Bänken den Wind um die Nase wehen lassen.

Mehr zum Thema Erlebnispfad Petersberg HIER

Autor: Thomas Luciow

Und wo wir noch überall rumrollen, erfahrt ihr HIER

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